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ZIERVASE "OIE ET PAVOTS",sign. ESCALIER DE CRISTAL
PARIS (bedeutende Werkstatt, gegründet in der Restauration von der
Witwe Desarnaud und tätig bis nach 1900), Paris um 1900.
Vergoldete Bronze sowie fein graviertes farbloses Glas im japonisierenden
Stil mit Gänsen, Mohnblumen und Blättern. Balusterförmiger, mehrfach
passig geschweifter Gefässkörper mit profilierter Lippe auf durchbroche-
nem Volutensockel. H 28 cm.
E. Lièvre zählte zu den bevorzugten Künstlern und Handwerkern von
Kaiserin Eugénie. Nach seiner Ausbildung in der Werkstatt des Malers
Thomas Couture wandte er sich der Möbelherstellung zu; seine Werke
sind geprägt vom Eklektizismus, dem typischen Stil des 2. Empire. Lièvre
arbeitete mit Künstlern zusammen, die seine Modelle und Vorlagen -
im Stil der Renaissance, des Louis XVI und des Orients - mit grossem
Talent umsetzten. In den 1860er Jahren verschrieb sich Lièvre einer
neuen, grossen künstlerischen Bewegung: dem "Japonisme". Er machte
aus den "westlich" orientierten Salons Orte des "imaginären und dekora-
tiven Orients" und liess seine Luxusmöbel mit entsprechenden Bronzen,
Keramikobjekten und Stoffen kombinieren. Bald verbreitete sich der neue
exotische Stil in den Häusern der wohlhabenden Elite. Nach Lièvres Tod
wurde ein Grossteil seiner Modelle, Zeichnungen und Entwürfe vom
Atelier "L'Escalier de Cristal" gekauft; das berühmte Pariser Haus erwarb
sich so das Recht, die Vorlagen von Lièvre unter ihrem eigenen Namen zu
benutzen.
CHF 4 000 / 7 000
(€ 3 700 / 6 500)
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