

Empire/Restauration, R. BARDI
(Ranieri Bardi, tätig in Florenz zwischen 1820 und 1855) zuzuschreiben,
Toskana um 1820/40.
Hartholz profiliert und fein beschnitzt mit Greifen, Palmetten und Zierfries
sowie vergoldet. Leicht vorstehende, weiss/grau gesprenkelte Marmor-
platte auf gerader Zarge mit vorderen Greifenstützen und verspiegelter
Rückwand auf eingezogenem, profiliertem und ebonisiertem Rechteckso-
ckel. Vergoldung restauriert. 131x58x91 cm.
Die akkurate, sehr feine Schnitzerei, die „gewagte“ Formgebung sowie
die markanten Greifenstützen erinnern an Arbeiten von F. Bardi, welche
für die „Appartamenti Reali“ des Palazzo Pitti gefertigt wurden (Inven-
tarnr. MPP 1911 und nn. 12156). Ein solcher Mitteltisch mit feiner „Pietra
Dura“-Platte und analogen Stützen wurde in den 1820er Jahren zunächst
in der „Galleria dei Lavori“ als Entwurfszeichnung von C. Siries mit
verschiedenen Ausführungsmöglichkeiten vorgeschlagen und von „Sua
Altezza Imp. e R. e il Granduca“ schliesslich definitiv ausgewählt. Ein
prunkvolles Bureau-Plat, ebenfalls F. Bardi zugeschrieben, mit ähnlichen
Stützen sowie nahezu identisch eingezogenem Sockel, wurde in unserer
Juni-Auktion 2002 (Katalognr. 1246) verkauft.
R. Bardi, quellenmässig nicht genau eruierbar, war aller Wahrscheinlich-
keit nach Sohn des Ebenisten Jacopo Bardi und arbeitete am Borgo San
Jacopo zwischen 1825 und 1848. In den 1830er Jahren führte er einige
Aufträge für den Palazzo Pitti aus, unter anderem fertigte er eine sehr
bedeutende Konsole „aux lions“ für die „Sala dei papagalli“. In den 1840er
Jahren stellte er diverse Möbel in der „Accademia delle Belle Arti“ in
Florenz aus. Bedeutende Aufträge folgten in den frühen 1850er Jahren, als
er eine Vielzahl von Sitzmöbeln und Konsolen für die „Sala Celeste“ des
„Quartiere delle poste“ fertigte. Diese Werke bestechen durch die hohe
Handwerkskunst und das imaginative Talent des Ebenisten.
CHF 12 000 / 18 000
(€ 11 110 / 16 670)
1281* PRUNK-PENDULE „LE RETOUR DES CENDRES DE NAPOLE- ON“,Louis Philippe, die Bronze aus einer Pariser Meisterwerkstatt, bez.
und dat. ST HELENE75 MAI 1821 sowie FRANCE 1840, das Zifferblatt
sign. LEROY A PARIS, Paris um 1841/45.
Matt- und glanzvergoldete Bronze. Zylindrisches Gehäuse, flankiert von
der eine Urne umarmenden Figur der France vor einer markanten Flagge
mit gallischem Hahn sowie einem Adler auf imposantem, bastionsförmi-
gem und blätterbeschmücktem Sockel mit Darstellung des Schiffes St.
Helena sowie „trophées d‘armes“ und kauerndem Löwen auf lorbeerbe-
schmückten Füssen. Fein bemaltes Emailzifferblatt mit römischen Stunden-
zahlen. 2 feine, teils durchbrochene und vergoldete Zeiger. Ankerwerk mit
1/2-Stundenschlag auf Glocke. Fehlstellen. Zu revidieren. 52x17x81 cm.
Eine modellogleiche Pendule wurde in unserer Dezember-Auktion 2004
(Katalognr. 1246) verkauft.
Die hier angebotene Prunk-Pendule wurde anlässlich der Rückführung
der sterblichen Überreste von Napoleon nach Frankreich gefertigt. Nach
seinen Niederlagen von Waterloo und der missglückten Rückkehr an die
Macht wurde Napoleon zum Exil auf die Insel St. Helena gezwungen, wo
er am 5. Mai 1821 verstarb. Seinem Wunsch, in Frankreich beerdigt zu
werden, konnte zum damaligen Zeitpunkt nicht Folge geleistet werden.
Erst im Jahre 1840 erhielt König Louis Philippe von Grossbritannien die
Erlaubnis, die Asche des ehemaligen Kaisers zurückzuführen. Am 29. No-
vember 1840 wurde diese von der Fregatte „Belle Poule“ transportiert. Es
folgte ein Staatsbegräbnis am 15. Dezember, wo die Urne in Kappelle St.
Jérome aufbewahrt wurde, um schliesslich im monumentalen Sarkophag
im Dôme des Invalides 1861 platziert zu werden.
Die Qualität der Bronzen deutet auf eine bedeutende Pariser Werkstatt
hin. Im Spätwerk von P.P. Thomire finden sich zahlreiche Pendulen und
Girandolen, welche eine analoge prunkvolle und imposante Formenspra-
che aufweisen: es sei auf die von P.P. Thomire signierte Prunkgarnitur
„aux femmes ailées“ hingewiesen, welche in unserer März-Auktion 2002
(Katalognr. 1282) verkauft wurde.
CHF 20 000 / 30 000
(€ 18 520 / 27 780)
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