

| 9
121- Schweitzerisches Kriegs-Recht, Wie selbiges
Von denen Loblichen Cantonen in alle Fürs-
ten-Dienste den Herren Officieren mitgege-
ben, und allezeit practicirt wird; Mit vielen
zu einem Examen und Abfassung rechtlichen
Urtheils, vorgestelt- und erörterten zweiffel-
hafften Fragen. Wie auch Der Kriegs-Eyd, und
dessen Außlegung [...]. Mit gest. Frontispiz v.
J. G. Seiller nach nach J. M. Veyth, 4 Holz-
schnitt-Portraits im Text sowie einigen kl. Text-
holzschnitten. Frankfurt a. M., M. Hermsdorff,
1704. 12°. Frontispiz, [3] Bll., 303 S. Schlichter
Interims-Pp. (fleckig u. bestossen).
Erste Ausgabe. - "Für die Regimenter in ausländ.
Diensten galt, dass sie keinesfalls der Strafgewalt
der dortigen Kriegsherren unterstehen durften.
Weil es sich als unzumutbar erwies, auf das
schwer zugängliche, heimatl. Recht zurückzu-
greifen und die Delinquenten zur Bestrafung
nach Hause zu schicken, wurde den Offizieren
ab 1704 ein "Schweitzerisches Kriegs-Recht"
mitgegeben." (HLS). - Etwas gebräunt bzw.
randfleckig. - Provenienz: Exlibris Rudolf von
Fellenberg (1874-1962) auf hinterem Spiegel.
CHF 250 / 400
(€ 230 / 370)
122PEST - Nutzlicher Und kurtzer bericht,
Regiment und Ordnung, in Pestilentzischen
zeiten zugebrauchen, auss befelch der Hochge-
achten, [...] Herrn Schultheissen und Rahts der
Catholischen Statt Luzern in der Eydgnoschafft
[...]. Widerumb ernewert, und getruckt. Mit
Holzschnitt-Vignette u. Bordüre auf Titel sowie
einer Kopfvignette. München, Anna Bergin
Wittib, 1611. Kl.-4°. Titel, 41 S. HLdr. des 19.
Jahrhunderts (leicht berieben u. aufgebogen).
Nicht im VD17 u. bei Barth - vgl. VD16 ZV
10206. - Erstmals 1594 erschienene Pestordnung
für Luzern, wird im Swissbib dem dortigen
Apotheker, Notar, Grossrat und Stadtschreiber
Renward Cysat (1545-1614) zugeschrieben. -
Stärker gebräunt und fleckig, am Schluss auch
Tintenkleckse. - Provenienz: Eigenh. Besitz-
vermerk des Luzerner Stadtschreibers Anton
Schürmann (1832-1920) auf Spiegel.
CHF 250 / 400
(€ 230 / 370)
123*Rebmann, Hans Rudolph. Ein Neuw, Lustig,
Ernsthafft, Poetisch Gastmal, und Gespräch
zweyer Bergen, In der Löblichen Eydgnoß-
schafft, und im Berner Gebiet gelegen: Nemlich
deß Niesens und Stockhorns, als zweyer Nach-
baren: Welches Innhalt Ein Physicam Chorogra-
phicam unnd Ethica Descriptionem ... Sonneten
weiß gestellt. Titel in Rot und Schwarz. Bern,
Johann le Preux, 1606. 8°. [16] Bll., 488 S., [8]
Bll. (Danksagung und Register). Schweinsle-
derband d. Z. über Holzdeckeln, Rücken über
3 erhabenen Bünden, mit Blindprägung und 2
intakten Messingschliessen.
VD17 23:244264X (3 Exemplare) - Goedeke II,
286 - Perret, Guide des livres sur la montagne
et l'alpinisme II, 3605 - Wäber I, 21 - Jenny, Die
Alpendichtung der deutschen Schweiz (1905),
34 f. - Erste Ausgabe des ersten alpinen Gedich-
tes in deutscher Sprache. - Gewissermassen als
Vorbote von Albrecht von Hallers epochalem
Gedicht Die Alpen von 1729 unternahm es der
Berner Späthumanist, Pfarrer und Historiker
Rebmann mit seiner originellen, gereimten
enzyklopädisch-lehrhaften Allegorie, bei seinen
Lesern Natur-Erkenntnis und -Betrachtung zu
wecken. Für jene Zeit des Frühbarocks ganz
ungewöhnlich, verrät das aus 14'250 Knittel-
versen bestehende poetische Wechselgespräch
zwischen Stockhorn und Niesen bereits offenen
Sinn für Grösse und Schönheit der Berge. Aus
dem Reimgedicht strahlt unverkennbar eine
ganz andere Naturanschauung hervor, als sie in
den Zeiten vor Rebmann und Conrad Gessner
existierte. - Während im ersten Teil des Lehr-
gedichts der Kosmos die Erde sowie Natur und
der Mensch im allgemeinen verherrlicht werden,
bietet der Verfasser im nachfolgenden zweiten
und dritten Teil "Von Bergen und Bergleuten"
eine aufschlussreiche und "sehr wertvolle Oro-
und Topographie der Schweiz, besonders des
Kantons Bern" (Wäber). Dieser Abschnitt bietet
auch eine kurze Geographie der vier Erdteile
Europa, Asien, Afrika und Amerika. Der auf
den Seiten 381-402 enthaltene Text über das "Jn
zwo halb Jnslen underschlagen" Amerika, das
"Americus Vesputius, Christophorus g'nannt Co-
lumbus, Und noch vil andre mittler zeit, Habens
erforschet gern und weit", ist allen einschlägigen
Americana Bibliographen unbekannt geblieben.
Von Nordamerika ist noch wenig Kenntnis
vorhanden, am meisten weiss das hier monolo-
gisierende Stockhorn von Mexiko, Mittel- und
Südamerika zu berichten. Erwähnt werden u.a.
Gold- und Silberminen, die mächtigen Flüsse
und Urwälder, in denen Menschenfresser und
Schlangen zu finden seien. - Papierbedingte
Bräunung und stellenweise schwacher Was-
serflecken im Unterrand, ein bemerkenswert
schönes Exemplar.
CHF 6 000 / 8 000
(€ 5 560 / 7 410)
121
123