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328LEXIKA - Diderot, [Denis] - D‘Alembert,
[Jean Le Rond]. Encyclopédie, ou dictionnaire
raisonné des sciences, des art et des métiers... 17
Textbände, 4 Supplementbände, 12 Tafelbände
und 2 Indexbände in zus. 35 Bänden. Mit 1 gest.
Frontispiz (zus. mit dem seltenen Erklärungs-
blatt von Diderot), 1 gefalt. u. gest. Stamm-
baum, 2795 Kupfertafeln (davon über 300 dop-
pelblattgr. oder gefalt.), sowie 7 gefalt. Tabellen.
Paris, Briasson u. a., 1751-1772 (Textbde. 1-8 u.
Tafelbde. 1-11); Neuchâtel (d. i. Paris), Faulche,
1765 (Textbde. 8-17); Amsterdam, Panckoucke
u. Rey, 1776-1780 (Supplementbde. u. Index).
Folio. Marmorierte Kalbsldr. d. Z. mit Ecken- u.
Innenkantenverg. sowie reicher Rückenverg. u.
2 Rückenschildern (Deckel teils leicht berieben
u. kratzspurig).
Adams, Diderot I, G1 - Tchemerzine IV, 434-
435 - PMM 200 – Brunet II, 700 – Graesse II,
389 – Ebert 6709. - Erste und originale Ausgabe
mit allen Tafel- und Supplement-Bänden.
Die Encyclopédie, von Diderot und D‘Alem-
bert herausgegeben, die selbst auch einen
grossen Teil der insgesamt gegen 72000 Artikel
verantworteten, gilt als das bedeutendste Werk
der Aufklärung. Sie ist heute eine der herausra-
genden Quellen für die Gesellschaft, Kultur und
Wissenschaft des 18. Jhs. „Ein Monument in der
Geschichte des europäischen Denkens; der Gip-
felpunkt des Zeitalters der Vernunft“ (PMM).
Diderot beaufsichtigte auch den grössten Teil
der speziell angefertigten Kupferstiche. Die de-
tailreichen, meist grossformatigen Abbildungen
illustrieren Handwerk, Technik und Gewerbe
im 18. Jh. und wurden eigens für diese Enzyklo-
pädie hergestellt.
Der Kupferstich mit dem Stammbaum der
Erkenntnis zeigt, wie alle Künste und Wis-
senschaften aus den drei geistigen Fähigkeiten
hervorspriessen: Vernunft, Erinnerung und
Einbildungskraft. Gott und die heilige Schrift
hatten hier keinen Platz, was das Unternehmen
für Kirche und Staat so gefährlich machte: „Die
Philosophie bildet [auf dem Kupferstich] den
Stamm des Baumes, während die Theologie
ein entfernter Ast in der Nähe der schwarzen
Magie ist. Diderot und d‘Alembert hatten die
alte Königin der Wissenschaften entthront. Sie
hatten die erkennbare Welt neu geordnet und
den Menschen darin neu orientiert, während
sie Gott hinausdrängten.“ (Darnton, Glänzende
Geschäfte, S. 16). Diderot und D‘Alembert be-
absichtigten mit dem Werk, nicht nur das ganze
Wissen ihrer Zeit zu bündeln und zusammenzu-
tragen, sondern auch das Denken der Menschen
im Sinn der Aufklärung zu beeinflussen und
zu verändern. Sie verzichteten weitgehend auf
historische und biographische Artikel, legten
dafür umso mehr Wert auf die Behandlung der
angewandten mechanischen Künste, denen
sie gleichberechtigten Status neben Kunst und
Wissenschaft zubilligten. Von den etwas mehr
als 4000 gedruckten Exemplaren fand rund die
Hälfte ausserhalb Frankreichs einen Käufer,
obgleich Hof, Kirche, und Richerschaft ausser
sich vor Empörung waren. Im Jahr 1759 wurden
die bis dahin veröfentlichten sieben Bände vom
Pariser Generalstaatsanwalt verboten und vom
Papst auf den Index gesetzt. Nach jahrelangem
Rechsstreit konnten die übrigen Bände doch
noch in „Neuchâtel“ (Druckort Paris) und
Amsterdam erscheinen.
Durchgehend etwas gebräunt, bes. an den
Rändern und stellenweise leicht stockfleckig;
die Tafeln teils mit kleinen Flecken und mit
leichtem Abklatsch. - Insgesamt sehr schönes,
vollständiges Exemplar in prachtvollen zeitge-
nössischen Einbänden.
CHF 50 000 / 70 000
EUR 46 300 / 64 810
- DAS WISSEN DER AUFKLÄRUNG -
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