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435*Tolstoi, Lew Nikolajewitsch Graf, Schriftsteller
(1828-1910). Opredlenje svjatischago synoda.
Exkommunikation Tolstois durch den Hohen
Synod. Gedruckte Bekanntmachung. 4°. 1 Bl.,
beidseitig bedruckt (Randläsuren, ein Einriss mit
Tape fixiert, alter hs. Vermerk auf Vorderseite).
Beilage zum Kirchenjournal „Tserkovnija Vedo-
mosti“ Nr. 8, 1901.
CHF 300 / 500
EUR 280 / 460
436-Verlaine, Paul, Dichter (1844-1896). De Profun-
dis. Eigenhändiges Manuskript mit Unterschrift
auf der letzten Seite. Braune Tinte auf Papier
mit Ergänzungen, Korrekturen und Unterstrei-
chungen, diese teilweise in Bleistift. Undatiert
[um 1893]. 8°. 5 1/4 S. auf 6 Blatt (das erste im
Format etwas kleiner).
Bedeutendes kleines Manuskript mit Reflexi-
onen über sich selbst und sein Künstlertum:
„Ce titre doit ... signifier ,du fonds de l‘abîme‘.
L‘abîme, c‘est une crise morbide par où je viens
de passer. Crise mortelle et l‘on m‘a cru ,en allé‘
par deux fois...“. - Etwas gebräunt u. mit Spuren
alter Heftung. Das erste Blatt mit Falzeinriss.
CHF 2 500 / 4 000
EUR 2 310 / 3 700
437-Wartmann, Wilhelm, Leiter des Kunsthauses
Zürich (1882-1970). Konvolut von eigenh. Noti-
zen, Exzerpten, Korrespondenzen sowie Photos
und Drucksachen aus dem Nachlass.
Hochinteressantes Material zur Geschichte des
Kunsthauses und seiner Ausstellungen in der
Ära Wartmann. Enthält zahlreiche handschriftli-
che Entwürfe für Ansprachen und Briefe, darun-
ter ein Block mit Briefpapier des „Theatercaféen
- Hotel Continental“ in Kristiania (Oslo) mit
tagebuchartigen Aufzeichnungen, die offenbar
anlässlich eines Besuches von Wartmann bei Ed-
vard Munch entstanden sind. Weiteres Material
betrifft Oskar Kokoschka und Ferdinand Hodler,
wobei von letzterem auch einige private Photos
vorliegen. Das Konvolut umfasst darüber hinaus
auch Briefe an Wartmann, darunter solche von
Künstlern wie René Auberjonois, Ernst Krei-
dolf, Hermann Hubacher, Karl Geiser, Charles
Hug, von Kritikern wie Karl Scheffler und Josef
Paul Hodin, dem Galeristen Max Moos u.v.a.
Im Mai 1917 schreibt E[ufemie] Moser, die
Ehefrau des Zürcher Architekten Karl Moser
einen Brief an Wartmann, der ein Schlaglicht
auf die frühe Rezeption Ernst Ludwig Kirchners
in der Schweiz wirft: „da mein Mann mit seinen
Schülern auf der Pfingstexkursion für 10 Tage
abwesend ist, sende ich Ihnen inliegende Karte
des Malers Kirchner aus Berlin, der zu wieder-
holtem Male die Vermittlung m[eines] Mannes
für eine Ausstellung seiner Bilder im Kunsthaus
erbeten hat. Er erhielt jedesmal Bescheid u. wie
ich mich erinnere in abschlägigem Sinne. Es
scheint aber, dass ihn alle diese Antworten nicht
zukamen oder seinem Gedächtnis entschwun-
den sind.“ Frau Moser bittet nun um klärende
Worte, die an das Sanatorium Dr. Brunner in
Küsnacht zu senden seien.
Ein weiterer bemerkenswerter Brief stammt von
Thomas Corinth, dem Sohn von Lovis Corinth
und Charlotte Berend-Corinth. Im Todesjahr
seiner Mutter (1967) schreibt er an Wartmann
und würdigt insbesondere dessen Bedeutung für
das Werk der Eltern. „Für meine Mutter waren
Sie unter anderem, was sie zu Ihnen hinzog wie
die Liebe zu Lovis Corinths Kunst, die grosse
Kunst-Autorität und die grosse Persönlichkeit,
welche ihre Besuche in Zürich wertvoll und
anregend machten.“
Von biographischem Interesse ist ferner ein
ausführliches Tagebuch, das Teils Wartmann
während seines Aktivdienstes (1914) führte. -
Teils mit Bearbeitungs- u. leichten Lagerspuren,
insgesamt wohlerhalten.
CHF 800 / 1 200
EUR 740 / 1 110
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