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DAMENBUREAU,
Louis XV, P. MIGEON (Pierre II Migeon, Meister
1739) zugeschrieben, Paris um 1760.
Veilchenholz und Palisander gefriest sowie fein eingelegt mit Rautenmus-
ter, Filets und Zierfires. Rechteckiger Korpus mit bogenförmig ausge-
schnittener Zarge auf markant geschweiften Beinen. Front mit schräger,
innnen mit schwarzem Leder bezogener Schreibplatte über 2 nebeneinader
liegenden Schubladen. Inneneinteilung mit 2 Zentralfächern, flankiert von
je 2 Schubladen unter grossem Fach. Geheimfach. Vergoldete Bronzebe-
schläge und -sabots. Zum Freistellen. 96x54x(offen 87)x100 cm.
Provenienz: Hochbedeutende Genueser Privatsammlung.
Die Signatur Migeon galt als höchstes Gütezeichen seiner Zeit und war
Ausdruck einer ganz bestimmten Formgebung und Eleganz. Pierre II
Migeon bevorzugte leichte Schweifungen, verbunden mit monochromer
Marketerie. Meist verwendete er Veilchenholz, dem er Rosenholz beifügte
und für die gesamte Fläche des Möbels benutzte. Die Schlichtheit seiner
Stücke deutet auf „recherches décoratives des plus séduisantes“ hin,
mit feinem Spiel der Maserungen in entgegengesetztem Lauf. Eines der
typischen Motive von Migeons Einlegearbeiten war „en papillon“, das
eine grosse Anzahl seiner Werke schmückt - Kommoden, Encoignu-
ren, Beistellmöbel, Sekretäre und Bureau-Plats. P. II Migeon übernahm
1730 die Werkstatt seines Vaters in der Rue de Charenton in Paris. Die
bedeutendsten Aufträge erhielt er von Madame de Pompadour, die den
„style Louis XV“ am französischen Hof lancierte. Als „marchand-mercier“
vertrat er bedeutende Ebenisten wie M. Criaerd, J. Dubois, P. Saunier und
C. Topino.
Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 570-
578 (biogr. Angaben). J. Nicolay, L‘art et la manière des maîtres ébénistes
français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 315/316 (biogr. Angaben).
CHF 5 000 / 10 000
EUR 4 600 / 9 300
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STANDUHR, Louis XV, das Gehäuse sign. B. LIEUTAUD (Balthazar
Lieutaud, Meister 1749), das Zifferblatt sign. J. GOFFIN A ANGERS
(Eloy Goffin, Meister 1778), Paris um 1760/80.
Rosenholz und Amarant gefriest und fein eingelegt „en papillon“ sowie mit
Filets und Zierfries. Violinenförmiges Gehäuse mit jochförmigem Kranz,
Pendelsichtfenster und profiliertem Rechtecksockel. Emailzifferblatt mit
römischen Stunden- und arabischen Minutenzahlen. 3 feine, teils vergol-
dete Zeiger. Spindelwerk „à tête de poupée“ mit 1/2-Stundenschlag auf
Glocke. Ausserordentlich feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschlä-
ge und -applikationen. Ergänzungen. 51x29x203 cm.
Provenienz: Aus französischem Besitz.
Eine nahezu identische Standuhr ist abgebildet in: P. Kjellberg, Le mobi-
lier français du XVIIIe siècle, Paris 2002; S. 580 (Abb. C).
B. Lieutaud stammte aus einer Ebenisten-Dynastie, war in der Rue de la
Pelleterie tätig und Cousin des gleichnamigen Uhrmachers. Man findet
seine Signatur vor allem auf zahlreichen luxuriösen Standuhr-Gehäusen
von höchster Qualität, die seine Spezialität waren, aber auch auf einigen
hervorragenden Kommoden, Sekretären und Encoignuren. Lieutaud ar-
beitete mit den bedeutendsten „bronziers“ seiner Zeit zusammen, wie z.B.
mit C. Grimpelle, E. Roye und Caffieri Jeune. P. Kjellberg hält Folgendes
fest: „On peut remarquer que ces meubles de luxe par leur forme et leur
décor, représent la quintessence des styles auxquels ils appartiennent, du
rocaille le plus échevelé au néo-classicisme le plus rigoureux“.
Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S.
532 (biogr. Angaben). J. Nicolay, L‘art et la manière des maîtres ébénistes
français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 293 (biogr. Angaben). H.L.
Tardy, Dictionnaire des horlogers français, Paris 1972; S. 263 (kurze biogr.
Angaben).
CHF 12 000 / 20 000
EUR 11 100 / 18 500
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