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Page Background 1024 „PIETRA PAESINA“-KABINETT,

Renaissance, Florenz, 17. Jh.

Holz ebonisiert sowie ausserordentlich fein eingelegt mit „Pietra Paesi-

na“-Plaketten sowie Messing- und Zinnfilets. Rechteckiger Korpus mit

markantem Volutenaufsatz und seitlichen Traghenkeln auf gerader Zarge

mit gequetschten Kugelfüssen, auf späterem Konsolentisch des 19. Jh.

mit 4 markanten Säulen und profilierter, bastionsförmiger Sockelplatte

mit gequetschten Kugelfüssen. Architektonisch gegliederte Front mit

Zentralschublade „en fausse porte“ zwischen 3 Schubladen, flankiert von

je 5 ungleich grossen Schubladen. Grosse, abschliessende Kranzschublade.

Diverse Geheimfächer. Feine, vergoldete Bronzebeschläge und -applikati-

onen in Form von Kapitellen, Amoren und Zierfries. 79x33x79 cm. H mit

Stand 150 cm.

Provenienz:

- J. Gismondi, Antibes.

- Privatsammlung, Schweiz.

Mit Gutachten des Cabinet Etienne/Molinier, Paris 2017.

Ein Kabinett mit gesprengtem Giebelkranz, ursprünglich stammend aus

den Sammlungen des Duca di Parma und heute Teil der Sammlungen des

Quirinal in Rom, ist abgebildet in: A. Gonzalez-Palacios, I mobili italiani,

Mailand 1997; S. 44f. Ein ähnliches Kabinett wurde bei Gismondi, Rue

Royale Paris, angeboten und wurde in seinem Ausstellungskatalog 1988

publiziert.

In den 1620er Jahren begann die eigentliche Entwicklung der bislang

wenig bekannten Steintechnik der „pietra paesina“, auch „Ruinenmarmor“

genannt. Sie ist in ihrer Struktur sehr auffällig und stellt, in feine Platten

geschnitten, oft bergige Landschaften oder Flusstäler dar; vor allem in der

Nähe von Florenz, zwischen Rignano sull‘Arno und Santa Brigada. Der

Kalkstein aus Albanien wurde vor allem zur Darstellung von Bergland-

schaften verwendet. Diese Steinplatten wurden damals mit „Pietra Dura“

und teils bemalten Steinplatten zu einem ungemein lebendigen Gesamtbild

kombiniert und waren in den Jahren um 1650/80 sehr beliebt. Bei diesen

Gesteinen, die als Marmore bezeichnet werden, handelt es sich nicht um

„echte“ Marmore im gesteinskundlichen Sinn, sondern um Kalksteine

oder Schluffstein, die an ruinenartige Gebilde von Gebäuden, Kirchen und

Landschaften in kleinformatigen Darstellungen erinnern.

Lit.: M.T. Price, Decorative Stone, the Complete Sourcebook, London

2007 (allgemeine Hinweise und historische Erläuterungen).

CHF 100 000 / 200 000

(€ 92 590 / 185 190)

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