Renaissance, Florenz, 17. Jh.
Holz ebonisiert sowie ausserordentlich fein eingelegt mit „Pietra Paesi-
na“-Plaketten sowie Messing- und Zinnfilets. Rechteckiger Korpus mit
markantem Volutenaufsatz und seitlichen Traghenkeln auf gerader Zarge
mit gequetschten Kugelfüssen, auf späterem Konsolentisch des 19. Jh.
mit 4 markanten Säulen und profilierter, bastionsförmiger Sockelplatte
mit gequetschten Kugelfüssen. Architektonisch gegliederte Front mit
Zentralschublade „en fausse porte“ zwischen 3 Schubladen, flankiert von
je 5 ungleich grossen Schubladen. Grosse, abschliessende Kranzschublade.
Diverse Geheimfächer. Feine, vergoldete Bronzebeschläge und -applikati-
onen in Form von Kapitellen, Amoren und Zierfries. 79x33x79 cm. H mit
Stand 150 cm.
Provenienz:
- J. Gismondi, Antibes.
- Privatsammlung, Schweiz.
Mit Gutachten des Cabinet Etienne/Molinier, Paris 2017.
Ein Kabinett mit gesprengtem Giebelkranz, ursprünglich stammend aus
den Sammlungen des Duca di Parma und heute Teil der Sammlungen des
Quirinal in Rom, ist abgebildet in: A. Gonzalez-Palacios, I mobili italiani,
Mailand 1997; S. 44f. Ein ähnliches Kabinett wurde bei Gismondi, Rue
Royale Paris, angeboten und wurde in seinem Ausstellungskatalog 1988
publiziert.
In den 1620er Jahren begann die eigentliche Entwicklung der bislang
wenig bekannten Steintechnik der „pietra paesina“, auch „Ruinenmarmor“
genannt. Sie ist in ihrer Struktur sehr auffällig und stellt, in feine Platten
geschnitten, oft bergige Landschaften oder Flusstäler dar; vor allem in der
Nähe von Florenz, zwischen Rignano sull‘Arno und Santa Brigada. Der
Kalkstein aus Albanien wurde vor allem zur Darstellung von Bergland-
schaften verwendet. Diese Steinplatten wurden damals mit „Pietra Dura“
und teils bemalten Steinplatten zu einem ungemein lebendigen Gesamtbild
kombiniert und waren in den Jahren um 1650/80 sehr beliebt. Bei diesen
Gesteinen, die als Marmore bezeichnet werden, handelt es sich nicht um
„echte“ Marmore im gesteinskundlichen Sinn, sondern um Kalksteine
oder Schluffstein, die an ruinenartige Gebilde von Gebäuden, Kirchen und
Landschaften in kleinformatigen Darstellungen erinnern.
Lit.: M.T. Price, Decorative Stone, the Complete Sourcebook, London
2007 (allgemeine Hinweise und historische Erläuterungen).
CHF 100 000 / 200 000
(€ 92 590 / 185 190)
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