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1737

SEHR SELTENE SCHALE 'FLAMING TORTOISE' AUS DEM BESITZ AUGUST III. KÖNIG VON POLEN UND KURFÜRST VON SACHSEN (1733-1763), Meissen, um 1729-1731.

Mit eingeschnittenem AR Monogramm von 1734.

Zehnpassige, am Rand gewölbte Form, bemalt nach einem japanischen

Kakiemon Vorbild. Um einen in der Mitte des Fonds eingerollten grünen

Drachen, in Versinnbildlichung des Frühlings, umgeben von einer Rand-

bordüre aus gruppierten Symbolen langen Lebens: einem stehenden Kra-

nich, einer Seeschildkröte, einem fliegenden Kranich, einer Bambusstaude

und einem Pinienstrauch. Emailblaue Schwerter und eingeschnittenes

AR-Monogramm, geschwärzt. D 24,8 cm.

Porzellandekore mit dem eingeschnittenen AR für Augustus Rex sind

hochselten und kennzeichnen Porzellane, die per Erlass von 1734 aus-

schliesslich für August III. König von Polen reserviert waren und vom

Weiterverkauf ausgeschlossen waren, somit also in der Manufaktur als

Muster blieben.

Die blauen Emailschwerter kennzeichnen dieses Stück ausserdem als eines

der 1729 vom französischen Kaufmann Lemaire beim Manufakturdirektor

von Hoym in Auftrag gegebenen Stücke, die ursprünglich als japani-

sches Porzellan in den französischen Handel gehen sollten, jedoch nach

Aufdeckung des betrügerischen Handels dann 1731 konfisziert wurden und

schliesslich ihren Weg zurück an den Dresdener Hof in das Japanische

Palais fanden.

Mit diesem königlichen Erlass von 1734, der eine Folge der Hoym-Lemaire

Affäre war, sollten die Porzellane, die veräussert werden durften, gekenn-

zeichnet mit AR, von solchen die in der Manufaktur verbleiben sollten,

gekennzeichnet mit NB, klar getrennt werden.

Die Anzahl der damals vom Verkauf ausgeschlossenen Dekore ist leider

nicht bekannt. Im Erlass, von Sulkowski unterzeichnet, heisst es wie

folgt: ''(fol.66) Auff Sr. Königl:Mayt:in Pohlen, und ChurFürtl. Durchl. zu

Sachsen p allergnädigsten hohen Befehl, sollen in Dero porcelain-Fabrique

zu Meissen, diejenigen Stücken-Porcelain, so nach beykommender Facon

und mit Alt-Indianischer Mahlerey, zum Zeichen aber mit eingeschnitte-

nen hohen Königl. Nahmen AR. signiret, auf keinerley Arth und Weise,

als vor allerhöchste Köngl. Mayt. nachzumachen..., Wornach sind also

E.Hohe Commission zu achten, und dieserwegen gemessenste Verordnung

stellen wird. Sigl. Dresden, am 8ten Aprilis, Anno 1734. Praes.d.8.Aprl.

1734. AJSulkowskymp''(Claus Boltz, Japanisches Palais-Inventar 1770 und

Turmzimmer-Inventar 1769, Keramos 153/96, S.7 und S.99)

Für eine detaillierte Aufarbeitung und Diskussion, siehe Julia Weber, Meis-

sener Porzellane mit Dekoren nach ostasiatischen Dekoren, 2013, Band I,

S. 86ff. und S. 90 Abb.39.

Das einzige bisher bekannte Stück mit eingeritztem AR stammt aus der

Sammlung Ernst Schneider und befindet sich heute im Hetjens-Museum

in Düsseldorf.

CHF 25 000 / 35 000

EUR 23 100 / 31 600

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Kunstgewerbe |

Die Sammlung Max Fahrländer

1737

(Detail)

1737

(Detail)