

der Meeresthematik auseinandersetzt. Wie bei
den Gemälden „Im Spiel der Wellen“ von 1883
(Andree, 1977, Kat. 375) sowie „Das Spiel der
Nereiden“ von 1886 (ebd., Kat. 401), fokussiert
sich der Maler auf die bewegte See, die die
Hauptfläche des Bildes einnimmt und den Be-
trachter gar in die Meereswogen hineinzuziehen
scheint. Dies wird bei unserem Gemälde noch
verstärkt durch die ursprüngliche Platzierung
im Raum als Supraporte oberhalb der Türe, so
dass der Blick des Betrachters nach oben direkt
in die Wellenformation gerichtet ist. Bei der
Haltung der männlichen Figur zur Rechten mit
den ausgestreckten Armen wird in der Literatur
vermutet, dass sich Böcklin hier bei der antiken
Skulptur des Zeus von Dodona in Berlin orien-
tiert haben mag (ebd., S. 516).
Die Brandung ist das mittlere Bild von drei
Meeresdarstellungen, bei der als einzige die
tobende Wellenformation als Hauptthema
aufgegriffen wird. Die anderen beiden heute
in Privatbesitz sind zum einen betitelt „Vision
auf dem Meer“ (ebd., Kat. 451), ein Nachtbild,
bei dem der Blick von der Küste aus in die ge-
spenstisch wirkende Ferne über den vom Mond
teilweise erleuchteten Meeresspiegel geleitet
wird, zum anderen „Odysseus und Polyphem“
(ebd., Kat. 453), das auf dem 9. Gesang von
Homers Odyssee basiert.
Mit der Wiederentdeckung der „Brandung“,
welche sich über ein halbes Jahrhundert in
Abb. 1. Saal K, IV Internationale Kunstausstellung (Bienale) Venedig.
derselben Schweizer Privatsammlung befunden
hat, steht seit langem wieder ein Teil dieser
Trilogie auf dem internationalen Kunstmarkt zur
Verfügung und versinnbildlicht in charakteristi-
scher Weise die symbolistische Malweise Arnold
Böcklins, der als einer der Hauptvertreter dieser
Kunstrichtung im deutschsprachigen Raum
angesehen wird.
Wir danken Dr. h.c. Hans Holenweg für seine
wissenschaftliche Unterstützung bei der Katalo-
gisierung dieses Gemäldes und die Informatio-
nen zur Provenienz und Autorschaft.
CHF 60 000 / 100 000
EUR 55 600 / 92 600
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