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394Angelus de Clavasio. Summa de casibus
conscientie: cum multis utilibus et valde
necessariis additionibus noviter insertis. Titel in
rot gedruckt und mit breiter Holzschnitt-Bor-
düre von J. Wechtlin. Eine figürliche Initiale
und Druckermarke am Schluss. Strassburg,
Renatus Beck für Johann Rynman und Johann
Knoblauch, [31. August] 1513. Folio. [16] Bll.,
CCCXII Bll. Augsburger Schweinslederband
d. Z. auf Holzdeckeln (etw. fleckig u. berie-
ben, Schliessen entfernt, kl. Wurmspuren am
Rücken, ob. Kapital mit kl. Fehlstelle).
VD16 A 2824 - BM STC German 32 - Schmidt,
Beck 7. - Nicht bei Adams. - Hauptwerk des
Minoriten Angelus de Clavasio (1411-95), der
u.a. als Kommissar bei den Türkenkreuzzügen
aktiv war, hier mit Zusätzen von Girolamo
Tornielli. Es handelt sich um eine praktische
Anweisung für Beichtväter, die seit dem späten
15. Jahrhundert zahlreiche Auflagen erlebte.
Während der Reformation geriet sie ins Visier
Luthers, der sie 1520 in Wittenberg als „mehr
als teuflisch“ (summa plus quam diabolica)
verbrennen liess. - Der schöne Titelholzschnitt
wird in der älteren Literatur noch Hans Baldung
Grien zugeschrieben. - Vgl. Oldenbourg,
Hans Baldung Grien L16. - Der Einband mit
Hirsch-Rolle, Geflechtrolle, auf dem Rücken
Einzelstempel, Titel „S angelica“ (Kyriss, Nr. 79,
Tafel 161, St. 1 u. 3). - Kl. Wurmspuren in den
Rändern, ansonsten gutes Exemplar.
CHF 600 / 900
(€ 560 / 830)
395Annius, Johannes. Antiquitatum variarum
volumina XVII. Mit Verlegermarke von Jean
Petit auf Titel u. 1 grossem Textholzschnitt
mit schemat. Darstellung von Rom. Zahlr.
schwarzgrundige Initialen. Paris, Jodocus Badius
Ascenius und Johann Petit, 1512. Folio. [6],
CLXXI Bll., [1] w. Bl. Flexibler Pergament-Ein-
band über 3 durchgezogenen Bünden, mit
übergreifender Schutzklappe (leicht fleckig u.
verzogen, kl. Defekt am Vorderdeckel mit alter
Naht geschlossen).
Adams A 1165 - Renouard, Ascensius II, 35f.
- Seltene Postinkunabel und die bekannteste
literarische Fälschung des Humanismus. „Von al-
len entdeckten oder unentdeckten Fälschungen
in der italienischen literarischen Welt sind die-
jenigen mit dem Namen des Annius (eigentlich
Giovanni Nanni, oder Nannius) v. Viterbo ver-
knüpften die berühmtesten... Es steht fest, dass
Annius in unschuldiger oder bewusster Weise
mehr zur Verwirrung in der Literatur beigetra-
gen hat, als irgendein Mann seiner eigenen oder
einer anderen Generation... Das Werk besteht
aus siebzehn besonderen Abhandlungen; elf
davon stammen v. verschiedenen Schriftstellern,
die bis zu ihrer Entdeckung durch Annius der
Welt verloren gewesen waren... Wahrscheinlich
hat die Unbegreiflichkeit, dass ein Mann zum
blossen Zeitvertreib oder selbst für die Verbrei-
tung seiner Ideen ein so ungeheures Werk ge-
schrieben hat, so viele gelehrte Männer seiner-
zeit dazu geführt, an Annius zu glauben“ (Farrer,
Literar. Falschungen 50-60). - Sehr gutes,
sauberes Exemplar. - Provenienz: Auf dem Titel
neben der Verlegermarke das Holzschnitt-Exli-
bris des Juristen Ludovicus Romanus (dat. 1575),
über derselben dessen hs. Besitzvermerk: „Lud.
Romanus J[uris] V[triusque] Doctor. 1580.“
CHF 800 / 1 200
(€ 740 / 1 110)
396ASTRONOMIE - Apian, Peter. Folium
Populi. Instrumentum iam recens inventum, et
in figuram folii populi redactum per radios solis
toto orbe horas com[m]unes ostendit. / In disem
newen Instrument, das die form unnd gestalt hat
eines blats werden durch den Sonnen scheyn,
in der gantzen welt gefunden die gemainen
stunden des Tages. Mit grossem Titelholzschnitt
von Hans Brosamer, einem blattgr. Wappenholz-
schnitt u. einer Holzschnitt-Falttafel.
Ingolstadt, 22. Oktober 1533. Folio. [11] Bll.
Moderne Broschur.
VD16 A 3084 - Stalla 79 - Schottenloher, Apian
36 - Ortroy 106 - Zinner, Instrumente 116. -
Erste Ausgabe. - „Die lateinisch und deutsch
abgefasste Arbeit behandelt eine Sonnenuhr
in Gestalt eines Pappelblattes zur Auffindung
der gewöhnlichen Stunden, der Stunden von
Aufgang und Untergang der Sonne und der
ungleich langen Stunden“ (Zinner 1513). - Mit
der oft fehlenden Darstellung des Pappelblattes,
das zur Benutzung entnommen und auf Holz
geklebt werden sollte. - Die Falttafel mit kl.
Einriss im Falz.
CHF 8 000 / 12 000
(€ 7 410 / 11 110)
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