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Impressionismus & Klassische Moderne

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PIERRE-AUGUSTE RENOIR

(Limoges 1841 - 1919 Cagnes-sur-Mer)

La partie de croquet (Enfants dans le jardin

de Montmartre). Um 1895.

Öl auf Leinwand.

Unten links mit Stempelsignatur: Renoir.

46,5 x 55,5 cm.

Die Authentizität dieses Werkes wurde

vomWildenstein Institute bestätigt, Paris,

24. September 2007. Das Werk wird in den

Catalogue critique aufgenommen.

Provenienz:

- Nachlass des Künstlers.

- Drouot, 26. April 1926, Los 90.

- Palais Galliéra, 30. Mai 1967, Los 66.

- Privatsammlung Schweiz.

Ausstellungen:

- Wuppertal 2007, Renoir und die Land-

schaft des Impressionismus, Von der

Heydt Museum, 28. Oktober 2007 - 27.

Januar 2008, Kat. S. 102.

- Chemnitz 2011, Pierre-Auguste Renoir.

Wie Seide gemalt, Kunstsammlung

Chemnitz, 18. September 2011 - 8.

Januar 2012, Kat. S. 154.

Literatur:

- Bernheim-Jeune: L'atelier de Renoir,

Paris 1931, Bd. 1, Tafel 26, Kat.Nr. 66 (mit

Abb.).

- Dauberville, Guy Patrice/Dauberville,

Michel: Renoir. Catalogue raisonné des

tableaux, pastels, dessins et aquarelles,

Bernheim-Jeune, Paris 2010, Bd. III, Nr.

2031, S. 188 (mit Abb.).

„Gegen 1883 trat sowas wie ein Bruch in

meinemWerk ein. Ich war bis ans Ende des

Impressionismus gegangen und gelangte

zu der Feststellung, dass ich weder malen

noch zeichnen konnte. Mit einemWort,

ich war in einer Sackgasse…“.(Renoir zu

Vollard, zit. nach H. Grabers, S. 235f.) In

den frühen 80er Jahren gerät Renoir in

eine Krise, die ihn dazu bringt, sich von

seinem impressionistischen Stil zu lösen.

Darauf reist er nach Italien, wo er sich

intensiv mit den Malern der Renaissance,

allen voran mit Raffael, auseinandersetzt.

Begeistert von deren Techniken beginnt

er neue malerische Elemente in seine

Bilder einzubringen. Er nähert sich dem

klassizistischen Stil an und legt neu viel

Wert auf Körperformen und vor allem auf

eine detailgetreue Malerei – gut erkennbar

in „Le Grand Baigneuses“ von 1884.

Ab den 90er Jahren tritt dann ein erneuter

Umbruch in Renoirs Werk ein. Seine Ma-

lerei entwickelt sich in eine beinahe gegen-

sätzliche Richtung. Sein neu entdecktes

Interesse für scharfe Formen gibt er auf

und ersetzt sie durch eine fast vollstän-

dige Auflösung der Konturen. Das Detail

und die Dreidimensionalität spielen keine

zentrale Rolle mehr. Vielmehr kann man in

den Werken dieser Schaffensphase, von

denen wir eines hier anbieten dürfen, die

Sehnsucht nach künstlerischer Freiheit

erkennen. Das angebotene Werk entsteht

Mitte der 90er Jahre, einer imVergleich

wenig bekannten Phase Renoirs. 1990

zieht die Familie Renoir nach Montmar-

te, wo der Künstler zwischen 1893 und

1895 ein Studio imChateau des Brouillard

mietet. Dort dient ihm der Garten als eine

wichtige Inspirationsquelle, in dessen Um-

feld verschiedene Werke entstehen. Das

vorliegende Werk ist ein schönes Beispiel

für Renoirs Freilichtmalerei, der er sich be-

sonders zu dieser Zeit bedient. Sein Vor-

bild dabei ist Camille Corot, den er als den

grössten Landschaftsmaler überhaupt

sieht. Renoir malt oft alltägliche Szenen,

Frauen in Gärten sind dabei ein von ihm

bevorzugtes Motiv, welchemman zeit

seines Schaffens immer wieder begegnet.

Das hier angebotene Gemälde strahlt, wie

das gesamte Oeuvre Renoirs, eine positive

und lebensbejahende Atmosphäre aus,

die durch eine lockere Manier und einen

flüchtigen Pinselstrich gekennzeichnet ist.

Dieser Pinselduktus bringt dem Betrachter

näher, wie wichtig es Renoir ist, die Szene,

die Farben und das Licht in dem einen

Moment perfekt einzufangen.

Der Dreh- und Angelpunkt während der

90er Jahre ist eine Sequenz von Bildern,

die das sorgenfreie und idyllische Da-

sein hübscher bürgerlicher Frauen und

Mädchen in Sommerkleidern mit Sonnen-

hüten zeigt. Die Verbindung von Natur und

Mensch ist für Renoir dabei sehr wichtig.

Das hier zur Auktion angebotene Werk

zeigt eine Gruppe von Mädchen, die sich

imGarten von Montmarte befinden. Einige

sind dabei Krocket zu spielen, während

andere imGespräch vertieft sind. Im sel-

ben Jahr malt Renoir das Gemälde „Deux

Filettes dans le Jardin“, das einen detaillier-

teren Ausschnitt des unsrigen Gemäldes

zeigt. Welches der beiden Gemälde jedoch

zuerst entstanden ist und somit die Vorla-

ge liefert, ist nicht bekannt.

CHF 450 000 / 550 000

(€ 416 700 / 509 300)