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Page Background 1102 FOLGE VON 8 TAPISSERIE-FAUTEUILS „A LA REINE“,

Louis XV, die späteren Gestelle nach Modellen von J.B. TILLIARD

(Jean-Baptiste II Tilliard, Meister 1752), die Bezüge Manufacture de

Beauvais, Paris 18./19. Jh.

Buche mouluriert sowie ausserordentlich fein beschnitzt mit Kartuschen,

Blumen, Blättern und Zierfries sowie vergoldet. Geschweifter, trapezför-

miger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen.

Geschweifte jochförmig abschliessende Rückenlehne mit gepolsterten

Armlehnen auf geschweiften -stützen. Gut erhaltener Tapisseriebezug mit

Figurenstaffage für die Rückenlehne sowie Szenen aus den Fabeln von La

Fontaine für den Sitz. Vergoldung teils bestossen. 63x55x45x101 cm.

Provenienz: Privatsammlung, Schweiz.

Seit den 1720/40er Jahren entstanden in den bedeutendsten französischen

Manufakturen - im Atelier des Gobelins, in den Manufakturen von Aubus-

son und Beauvais - qualitativ hochwertige Tapisseriebezüge für Sitzmöbel,

welche in punkto Fantasie und Ingeniosität den Wandbehängen in nichts

nachstanden und mit ihnen zusammen Teil eines „Gesamtkonzeptes“

waren. Als eines der gelungensten Beispiele soll das in der Galerie Koller

Zürich am 22.3.1995 (Katalognr. 561-563) verkaufte königliche Ameuble-

ment erwähnt werden, mit Blumenbouquets auf zyklamenrotem „Rose

Pompadour“-Fond, mit den unter J. Neilson entstandenen Bezügen; es

wurde gleichzeitig mit den berühmten, heute im Metropolitan Museum

in New York ausgestellten Tapisserien nach Vorlagen von F. Boucher

gefertigt.

Mit der bildlichen Umsetzung von Themen aus den Fabeln von De la

Fontaine (1611-1695) gelang den in erbitterter Konkurrenz arbeitenden

Manufakturen ein kommerzieller Grosserfolg; die Motive aus den stark

ironisierenden, zugleich gesellschaftskritischen Fabeln entsprachen der

komplexen Sozietät des französischen 18. Jahrhunderts. In diesen Fabeln,

in Anlehnung und Weiterentwicklung der moralischen und gesellschafts-

kritischen Erzählungen der griechischen Antike, wurden menschliche

Eigenschaften, sozialer Status und vor allem auch das Leben am Hof durch

personifizierte Tiere oder durch „allusions“ und „sous-entendu moqueurs“

in Versform dargelegt. Zugleich entwickelte sich die literarische Form der

Fabel von der didaktischen Schrift zu einer angesehenen Kunstform. Der

Grosserfolg dieser Fabeln - belegt durch mehrfache Auflagen im frühen

18. Jahrhundert - zeigt sich auch in der Umsetzung der Themen durch das

Kunsthandwerk, wofür das hier angebotene Ameublement ein perfektes

Zeugnis ablegt. Bedeutende Ebenisten wie J.B. Tilliard und N.Q. Foliot

fertigten für den Hochadel Tapisserie-Ameublements, die normalerweise

aus 1 Canapé und 8 Fauteuils bestanden.

Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S.

832ff (biogr. Angaben) S. 314-317 (mit Abb.) und S. 832-841 (mit Abb.). J.

Nicolay, L‘art et la manière des maîtres ébénistes français au XVIIIe siècle,

Paris 1976; I, S. 454f. (biogr. Angaben) S. 133f. (Abb. B, C, G, H) und S.

545f. (Abb. I. K, P, R). B.G.B. Pallot, Le mobilier du Musée du Louvre,

Dijon 1993; II, S. 201 (biogr. Angaben).

CHF 9 000 / 14 000

(€ 8 330 / 12 960)

1103* KLEINE KOMMODE,

Louis XV, Frankreich um 1760.

Rosenholz und Palisander gefriest sowie mit Reserven und Filets eingelegt.

Geschweifter, trapezförmiger Korpus auf wellig ausgeschnittener Zarge

mit geschweiften Beinen. In der Mitte gebauchte Front mit 2 Schubladen.

Vergoldete Bronzebeschläge und -sabots. Profilierte, grau/beige gespren-

kelte Marmorplatte. 75x44,5x82 cm.

CHF 7 500 / 10 000

(€ 6 900 / 9 260)

Möbel & Kunstgewerbe |

Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen, Sakrale Skulpturen, Porzellan, Silber

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