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273*JUDAICA - Antisemitismus - Schwencken, C.
P. T. Notizen über die berüchtigsten jüdischen
Gauner und Spitzbuben, welche sich gegen-
wärtig in Deutschland und an dessen Gränzen
herumtreiben, nebst genauer Beschreibung ihrer
Person. Marburg u. Kassel, Krieger, 1820. Kl.-
8°. XVI, 416 S., [2] Bll. Schmuckloser Pappband
d. Z. (berieben u. bestossen, fleckig).
Huelke/Etzler 2039 - Wagner, Die Litteratur der
Gauner- und Geheim-Sprachen 47 - Leo Baeck
Institute I, 768. - Erste Ausgabe. - Schwen-
cken (auch Schwenken; 1785-1847), war im
kurhessischen Justizdienst beschäftigt und gibt
die Personenbeschreibung von 650 jüdischen
Verbrechern mit Angabe ihrer Verbrechen.
Die 2. Ausgabe erschien 1825 unter dem Titel
„Neues Conversations-Lexicon zur Kenntniß
der berüchtigsten (etc.)“. - Etwas stockfleckig
u. gebräunt, sonst innen ordentliches Exemplar.
- Stempel Sammlung Kurt Postel, Weimar auf
Vorsatz.
CHF 800 / 1 200
(€ 740 / 1 110)
274*- - Stuhlmüller, Karl. Vollständige Nachrichten
über eine polizeyliche Untersuchung gegen
jüdische, durch ganz Deutschland und dessen
Nachbarstaaten verbreitete Gaunerbanden.
Eingeleitet und bis jetzt geführt zu Plassenburg
im Ober-Mainkreise des Königreichs Baiern.
Ohne Ort u. Drucker, August 1823. 8°. XXX-
VIII S., [1] Bl., 331 S., [2] Bll. (Errata). Marmor.
Pp. d. Z. mit Rückenschild (gering berieben).
Freimann 379. - Einzige Ausgabe. - Sehr seltene,
„nur für Polizey- und Gerichtsbehörden, kei-
neswegs aber für den Buchhandel“ bestimmte
Materialsammlung. Von besonderem Interesse
sind die ausführlichen „Personalbeschreibun-
gen“ der Delinquenten. Vorgestellt werden 143
„ausländische jüdische Gauner“ sowie weitere
95 „im Königreich Baiern wohnende“. - Gering
gebräunt, Stempelrest u. Namenszug auf Titel,
Exlibris auf Spiegel.
CHF 800 / 1 200
(€ 740 / 1 110)
275*- [Riem, Andreas.] Apologie für die unter-
drückte Judenschaft in Deutschland. An den
Congreß in Rastadt gerichtet. 2 Teile in 1 Bd.
O.O. [Leipzig, Fleischer], 1798. Kl.-8°. 48, 44 S.
Spät. HPgt.
Holzmann/ B. VI, 1301 - Freimann 229 (nur
der erste Teil). - Wichtige Streitschrift für die
Judenemanzipation, die Riem (1749-1814) zuerst
im siebten und achten Heft seiner Zeitschrift
„Europens Politische Lage und Staats-Interesse“
abgedruckt hatte. Die „Apologie“ ist, gerade
auch gemessen an entsprechenden Schriften
deutscher Jakobiner, von herausragender Be-
deutung. Diese hatten von den Juden als Preis
für ihre bürgerliche Gleichstellung neben dem
Eintreten für die Sache der revolutionären De-
mokratie letztlich eine Aufgabe ihrer jüdischen
Gruppenidentität verlangt. Riem hingegen
vertrat eine konsequent rationalistisch-natur-
rechtliche Position. Die Gleichberechtigung der
Juden ist der Prüfstein für die Verwirklichung
der Demokratie, insofern muss gerade auch den
Nichtjuden an ihrer vorbehaltlosen Durchset-
zung gelegen sein. „Man hat mit Unterdrückung
dieses Volkes, Schätze des Scharfsinns, der
Philosophie, und eine Menge von nützlichen
Erfindungen und Entdeckungen zugleich unter-
drückt, welche das Wohl aller Staaten würden
befördert und hervorgebracht haben. Man hat
dadurch die Berichtigung vieler Gegenstände
des menschlichen Wissens um Jarhunderte
zurück gehalten, und die vielversprechenden
Talente eines ganzen Volkes, wie eben so viele
Keime erstickt, welche einen Reichthum von
Fruchtbarkeit versprachen.“ (Teil 2, S. 23). - Ti-
tel mit alten hs. Besitzvermerken bzw. Signatur
in Blaustift, wenig gebräunt u. stellenweise leicht
stockfleckig. - Von grosser Seltenheit.
CHF 300 / 500
(€ 280 / 460)
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