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PostWar & Contemporary

3412

MARIA HELENA VIEIRA DA SILVA

(Lissabon 1908 - 1992 Paris)

Site printanier. 1955.

Gouache auf Papier.

Unten rechts signiert: Vieira da Silva.

51 x 65 cm.

Provenienz:

- Galerie Jeanne-Bucher, Paris.

- Galerie Alice Pauli, Lausanne (verso mit

dem Etikett).

- Privatsammlung Schweiz.

Ausstellung: Lausanne 1992, Hommage a

Vieira da Silva. Galerie Alice Pauli, Lausanne

(verso mit dem Etikett).

Literatur: Weelen, Guy/Jaegger, Jean-

François: Vieira da Silva. Catalogue raison-

né, Mailand 1994, Nr. 1297 (mit Abb.).

„Es muss so sein, dass sich der Betrachter

vor einemWesen wiederfindet, das ihm

Gesellschaft leistet, ihmGeschichten

erzählt, ihm Sicherheit gibt.“ (zit. Vieira da

Silva, in:

www.fembio.org)

Obwohl Maria Helena Vieira da Silva seit

1956 die französische Staatsbürgerschaft

inne hat, wird sie als eine der herausra-

gendsten portugiesischen Künstlerinnen

des 20. Jahrhunderts angesehen. Ihre

poetischen Arbeiten bauen sich aus laby-

rinthischen Liniengeflechten und zarten

Farbspielen aus demNichts auf. Einflüsse

portugiesischer Mosaiken und Raster-

strukturen der Mega-Cities, in denen sie

lebt, prägen ihre Bilder, wie auch in dem

vorliegenden Werk. Horizontale und verti-

kale Striche in Weiss, Blau und Grün lassen

ein komplexes Geflecht entstehen, dass

durch den Einbezug des Papieres in die

Komposition immer wieder unterbrochen

wird, aber nie seine Zusammengehörigkeit

verliert. Obwohl abstrakt, ruft Vieira da

Silvas eindrückliche Komposition Asso-

ziationen an Städte hervor, die aus der

Vogelperspektive gesehen auf ein System

von horizontalen und vertikalen Linien

reduziert sind.

Als Tochter eines Diplomaten lernt die

1908 geborene Portugiesin schon in ihrer

Kindheit die Welt kennen. 1919 beginnt

sie ihr Studium an der Academia de

belas-artes in Lissabon. 1928 zieht sie

nach Paris, um ihre Studien fortzusetzen.

Kubismus, Futurismus und Konstrukti-

vimus sind die beherrschenden Stile der

Zeit und beeinflussen das Werk der jungen

Künstlerin sehr. Dennoch schafft sie es

eindrucksvoll ihren eigenen, poetischen

Stil zu entwickeln. Nach Ausbruch des

Zweiten Weltkrieges flieht sie mit ihrem

Mann nach Brasilien und kommt erst 1947

nach Paris zurück.

Die Ehrung von Maria Helena Vieira da

Silva als Mensch, Frau und Künstlerin durch

zahlreiche Auszeichnungen, Ausstellun-

gen und Preise - so erhält sie 1966 als

erste Frau den französischen Grand Prix

National des Arts und nimmt an der docu-

menta 1 (1955), der documenta II (1959)

und der documenta III (1964) in Kassel teil

- spiegeln die internationale Anerkennung

ihres Oeuvres wieder. Am 6. März 1992

stirbt sie in Paris.

CHF 40 000 / 60 000

(€ 37 040 / 55 560)