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FROBEN - Notitia utraque cum orientis tum

occidentis ultra Arcadii honoriique Caesarum

tempora illustre vetustatis monumentum ...

Praecedit autem D. Andreae Alciati libellus, De

magistratibus civilibusque ac militaribus officijs,

partim ex hac ipsa Notitia, partim aliunde

desumptus. Cui succedit descriptio urbis Romae,

quae sub titulo Pub. Victoris circumfertur:

& altera urbis Constantinopolitanae incerto

authore [...]. Mit 106, davon 85 ganz- und 16

halbseitigen, Textholzschnitten von Conrad

Schnitt (und Hans Rudolf Manuel Deutsch),

52 Initialen in Holz- oder Metallschnitt sowie

halbseitengrosser Holzschnitt-Druckermarke auf

Titel und Schlussblatt verso. Basel, H. Froben

und N. Episcopius, 1552. Kl.-Folio. [108] Bll.

Roter Maroquineinband, signiert vom Lyoner

Meisterbinder [Jean-Pierre] Bruyère (1804-

1870), Rücken über 5 erhabenen Bünden.

VD16 N 1884 - Schweiger II, 618 - Adams N

354 - Hieronymus, Oberrhein. Buchillustration

II (1984), 466 - Lonchamp 1164. - Breitrandiges,

in Ganzmaroquin gebundenes Prachtexemplar

der berühmten Basler Ausgabe der 'Notitia dig-

nitatum', als erste komplette und erste illustrierte

Edition der Archetypus sämtlicher späteren

'Notitiae rerum publicarum' (Staatenbeschrei-

bungen).

Das am Ende der Herrschaft der Kaiser Arca-

dius und Honorius kompilierte Verwaltungs-

handbuch des spätantiken West- und Ost-Roms

besteht aus den zwei Notitiae dignitatum tam ci-

vilium quam militarium in partibus orientis, resp.

occidentis. Herausgeber unseres Drucks war der

aus Prag stammende Sigismund Gelenius [Sig-

mund Hrubý (1497-1554)], der 1524 nach Basel

übersiedelte, wo er zunächst als Privatsekretär

(Amanuensis) des Erasmus von Rotterdam und

schliesslich als Philologe und Herausgeber im

Dienste der Froben-Presse wirkte.

Für die Illustrierung der offenbar schon früh

geplanten Druckausgabe wurde der in Konstanz

geborene und seit 1519 in Basel wirkende Maler

und Holzschneider Conrad Schnitt (1495-1541)

gewonnen, der alle oder die Mehrzahl der

Holzschnitte bereits 1536 herstellte. Als direkte

Vorlage diente dem Künstler eine Handschrift

der Dombibliothek Speyer, die sich damals

vorübergehend in Basel befand und dann im

17. Jahrhundert verloren ging. Sicher nicht

von der Hand Conrad Schnitts stammen die

Holzschnitte auf Bl. *3v (Imperium Orientale)

und Bl- *4r (Imperium Occidentale), die wie

auch der Holzschnitt auf a4r (Konstantinopel)

sehr wahrscheinlich vom jüngeren Hans Rudolf

Manuel Deutsch (1525-1571) stammen.

Die über hundert grossformatigen Illustrationen

zeigen zu Beginn als Repräsentanz des west- und

oströmischen Reichs die allegorischen Figuren

der Städte Rom und Konstantinopel (Byzanz).

Danach folgen die Insignien der Hof-, Zivil- und

Militärbehörden; jedem Beamten wurde bei

seinem Amtsantritt jeweils ein kaiserliches Dip-

lom (Codicillus) überreicht, worin auf der ersten

Seite emblemhaft dargestellt war, womit er sich

im Amt zu beschäftigen hatte.

Am Schluss mitgedruckt findet sich die ebenfalls

mit der 'Notitia dignitatum' überlieferte, vermut-

lich ebenfalls um 420/425 verfasste anonyme

Petitionsschrift an den Kaiser, vordringlich

über Kriegsangelegenheiten (De rebus bellici),

tatsächlich aber eine aufschlussreiche sozialrefor-

merische Schrift über den Zustand des Reichs.

Die Illustrationen zeigen u.a. Streitwagen, Schif-

fe (Librurne) und anderes Kriegsgerät. Als Kom-

plementärtexte nahm der Herausgeber Gelenius

auch noch den Traktat seines 1550 gestorbenen

Freundes Andrea Alciati über die Zivil- und

Militärorganisation des Römischen Reichs sowie

die topographische Beschreibung des antiken

Rom durch Publius Victor mit auf. Den Schluss

bildet das auf zwei Seiten gedruckte mittella-

teinische Gespräch (Altercatio Adriani Augusti

et Epicteti) zwischen Kaiser Hadrian und dem

Philosophen Epiktet. - Die Universitätsbiblio-

theken von Cambridge besitzen insgesamt vier

Exemplare dieses Drucks, wovon einer 110 Bll.

aufweist (die Lage p mit 6 Bll.), alle anderen

haben wie unser Exemplar 108 Bl. - Titel mit 2

geschlossenen Einrissen ausserhalb des Textes;

wenig gebräunt und wohlerhalten. -

Provenienz: Gest. Exlibris Samuel Ashton

Thompson Yates (1842-1903), englischer Geistli-

cher und Bibliophile; Leder-Exlibris von P. Desq

und Marigues de Champ Repys.

CHF 2 500 / 4 000

(€ 2 310 / 3 700)

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