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398*FROBEN - Notitia utraque cum orientis tum
occidentis ultra Arcadii honoriique Caesarum
tempora illustre vetustatis monumentum ...
Praecedit autem D. Andreae Alciati libellus, De
magistratibus civilibusque ac militaribus officijs,
partim ex hac ipsa Notitia, partim aliunde
desumptus. Cui succedit descriptio urbis Romae,
quae sub titulo Pub. Victoris circumfertur:
& altera urbis Constantinopolitanae incerto
authore [...]. Mit 106, davon 85 ganz- und 16
halbseitigen, Textholzschnitten von Conrad
Schnitt (und Hans Rudolf Manuel Deutsch),
52 Initialen in Holz- oder Metallschnitt sowie
halbseitengrosser Holzschnitt-Druckermarke auf
Titel und Schlussblatt verso. Basel, H. Froben
und N. Episcopius, 1552. Kl.-Folio. [108] Bll.
Roter Maroquineinband, signiert vom Lyoner
Meisterbinder [Jean-Pierre] Bruyère (1804-
1870), Rücken über 5 erhabenen Bünden.
VD16 N 1884 - Schweiger II, 618 - Adams N
354 - Hieronymus, Oberrhein. Buchillustration
II (1984), 466 - Lonchamp 1164. - Breitrandiges,
in Ganzmaroquin gebundenes Prachtexemplar
der berühmten Basler Ausgabe der 'Notitia dig-
nitatum', als erste komplette und erste illustrierte
Edition der Archetypus sämtlicher späteren
'Notitiae rerum publicarum' (Staatenbeschrei-
bungen).
Das am Ende der Herrschaft der Kaiser Arca-
dius und Honorius kompilierte Verwaltungs-
handbuch des spätantiken West- und Ost-Roms
besteht aus den zwei Notitiae dignitatum tam ci-
vilium quam militarium in partibus orientis, resp.
occidentis. Herausgeber unseres Drucks war der
aus Prag stammende Sigismund Gelenius [Sig-
mund Hrubý (1497-1554)], der 1524 nach Basel
übersiedelte, wo er zunächst als Privatsekretär
(Amanuensis) des Erasmus von Rotterdam und
schliesslich als Philologe und Herausgeber im
Dienste der Froben-Presse wirkte.
Für die Illustrierung der offenbar schon früh
geplanten Druckausgabe wurde der in Konstanz
geborene und seit 1519 in Basel wirkende Maler
und Holzschneider Conrad Schnitt (1495-1541)
gewonnen, der alle oder die Mehrzahl der
Holzschnitte bereits 1536 herstellte. Als direkte
Vorlage diente dem Künstler eine Handschrift
der Dombibliothek Speyer, die sich damals
vorübergehend in Basel befand und dann im
17. Jahrhundert verloren ging. Sicher nicht
von der Hand Conrad Schnitts stammen die
Holzschnitte auf Bl. *3v (Imperium Orientale)
und Bl- *4r (Imperium Occidentale), die wie
auch der Holzschnitt auf a4r (Konstantinopel)
sehr wahrscheinlich vom jüngeren Hans Rudolf
Manuel Deutsch (1525-1571) stammen.
Die über hundert grossformatigen Illustrationen
zeigen zu Beginn als Repräsentanz des west- und
oströmischen Reichs die allegorischen Figuren
der Städte Rom und Konstantinopel (Byzanz).
Danach folgen die Insignien der Hof-, Zivil- und
Militärbehörden; jedem Beamten wurde bei
seinem Amtsantritt jeweils ein kaiserliches Dip-
lom (Codicillus) überreicht, worin auf der ersten
Seite emblemhaft dargestellt war, womit er sich
im Amt zu beschäftigen hatte.
Am Schluss mitgedruckt findet sich die ebenfalls
mit der 'Notitia dignitatum' überlieferte, vermut-
lich ebenfalls um 420/425 verfasste anonyme
Petitionsschrift an den Kaiser, vordringlich
über Kriegsangelegenheiten (De rebus bellici),
tatsächlich aber eine aufschlussreiche sozialrefor-
merische Schrift über den Zustand des Reichs.
Die Illustrationen zeigen u.a. Streitwagen, Schif-
fe (Librurne) und anderes Kriegsgerät. Als Kom-
plementärtexte nahm der Herausgeber Gelenius
auch noch den Traktat seines 1550 gestorbenen
Freundes Andrea Alciati über die Zivil- und
Militärorganisation des Römischen Reichs sowie
die topographische Beschreibung des antiken
Rom durch Publius Victor mit auf. Den Schluss
bildet das auf zwei Seiten gedruckte mittella-
teinische Gespräch (Altercatio Adriani Augusti
et Epicteti) zwischen Kaiser Hadrian und dem
Philosophen Epiktet. - Die Universitätsbiblio-
theken von Cambridge besitzen insgesamt vier
Exemplare dieses Drucks, wovon einer 110 Bll.
aufweist (die Lage p mit 6 Bll.), alle anderen
haben wie unser Exemplar 108 Bl. - Titel mit 2
geschlossenen Einrissen ausserhalb des Textes;
wenig gebräunt und wohlerhalten. -
Provenienz: Gest. Exlibris Samuel Ashton
Thompson Yates (1842-1903), englischer Geistli-
cher und Bibliophile; Leder-Exlibris von P. Desq
und Marigues de Champ Repys.
CHF 2 500 / 4 000
(€ 2 310 / 3 700)
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